Tag 2 Strüth - Kaub 04.09.21 (26 km)

Guten Morgen, die Nacht war angenehm erholsam. Wir haben gut geschlafen und starten ausgeruht in den Tag. Ein ersten Automatenkaffee sorgte dafür, dass wir schnell weiter wollten. Aber Stopp! Es gibt einen geöffneten Bäcker nicht weit der Herberge, der uns mit frischem Kaffee und Zimtbrötchen den Start in den Tag erleichtert. Nachdem wir gestern planlos Bargeld ausgegeben haben, stellten wir nun fest, dass wir nun noch 10€ an Bargeld haben. Allerdings ist Kartenzahlung beim Bäcker nicht möglich, okay, uns bleiben 5€ bis zum nächsten Automaten.

Nach unserer Stärkung marschierten wir dann endlich los, es war schon sehr warm und wir hatten nur noch ein Wegbier. Damit kommen wir nicht weit. Im ungastlichen Espenschied gab es außer einem öffentlichem Klo nichts zu holen. Selbst ein paar Tageswanderer hatten nichts. Ein gut gemeintes Red Bull haben wir dankend abgelehnt. Da wir schon Erfahrungen mit Bauernhöfen hatten, wussten wir, dass Bauernhöfe, Feuerwehren und Baustellen immer Getränke, bevorzugt Bier am Start haben. Ein paar Schritte weiter und zack, wir stehen vor einer Baustelle mit leeren Bierflaschen im geparkten Auto. Kurz ein Ohr gespitzt und Arbeiter ausfindig gemacht, einen kurzen Schnack gehalten, 4 Bier bekommen und unsere letzten 5€ wollten sie auch nicht haben. Wir kommen wieder ein Stück weiter.

Die Natur ist teilweise spektakulär, mit traumhaften Aussichten, die jeden Aufstieg krönen. Die Beschilderung ist toll und Highlights werden angezeigt. Das tolle an dem Trail ist, dass man so gut wie keine Ortschaften oder Straßenabschnitte hat, sondern ausschließlich Natur pur. Der Nachteil ist, man kann nirgends einkehren oder seine Vorräte aufstocken, noch das Bargeld vermehren. Eine empfohlene Burgruine erschien uns als passender Ort für eine ausgiebige Mittagspause. Also höher und höher, immer die Burgruine im Blick. Und dann, das gesamte Burgareal ist gesperrt. Betreten verboten. Was ein shit. Bestimmt lachen sich die Organisatoren jedes mal schlapp, wenn wieder ein Tourist abgekämpft da oben ankommt und vor der Kamera erscheint. Das ganze wird auch noch videoüberwacht.

Nun gut, wir fanden einen netten Platz mit einem tollen Felsen, der wie für uns gemacht war und wir packten unser Picknick aus. Lecker kaltes Bier, Brötchen mit Käse und so Allerlei. Und weiter gings, wieder schön bergauf und bergab. Heute schön gleichmäßig auf die Strecke verteilt. Obwohl die Netzversorgung wirklich unterirdisch ist, konnten wir im nächsten Ort ein Restaurant ausfindig machen. Und nach einigen Kilometern später sahen wir es endlich und es hatte sogar geöffnet, aber leider nicht für uns. Geschlossene Gesellschaft. Nicht euer ernst. Ich ging trotzdem hin und überzeugt ihn mit Dackelblick mir wenigstens zwei Bier auf die Hand zu verkaufen. Gerne würde ich mit Karte zahlen. Ähm, nein, nicht hier. Na gut, dann zücke ich jetzt die letzten verbliebenen 5€. Abseits der Gesellschaft fanden wir ein schattiges Plätzchen und ließen und das Bier schmecken. Aber Moment mal, in dem Ort gibt's auch noch ein Café. Das wäre es doch, jetzt ein schöner Kaffee mit lecker Kuchen. Oh ja, das wäre was. Aber wir haben kein Geld mehr. Einen Versuch ist es dennoch wert. Okay, kurzer Abstecher in die falsche Richtung. Das lag wohl an der Unterzuckerung. Dann aber wieder in Spur und schon standen wir vor einem tollen kleinen Café, welches tatsächlich geöffnet und Platz für uns hat. Nun noch die Zahlungsmodalitäten klären, Bargeld haben wir keines mehr, Kartenzahlung, ähm, nein, aber dann kommts. Der nette Besitzer guckt uns an und sagt, ach komm, dann überweist ihr es einfach. Wir sind wie vom Donner gerührt, es gibt sie doch, nette Leute, den Gästen zugewandt. Das kann kein Einheimischer sein. Kaffee, Kuchen und lecker Bierchen, dabei ein netter Schnack mit dem Besitzer und alles ist relativ. Gerne hätte ich eine direkte Überweisung vor Ort gemacht, aber das gib einfach die Netzabdeckung nicht her. Na gut, dann wann anders.

Jetzt also fast schon Endspurt, wir freuen uns auf Kaub mit den vielen Restaurants, die uns Kirsten unsere Gastgeberein empfohlen hat. Doch vorher kommen wir noch durch den Ort Sauerthal. Dort sticht uns direkt ein bunt bemaltes Haus ins Auge. Es wirkt sehr einladend und auf einem Aufsteller stand die Einladung für Wanderer, kostenlos ihr Wasser aufzufüllen, oder sich einfach kurz auszuruhen. Das klang einfach zu verlockend. Wir wollten wenigstens einmal reinschauen. Und es offenbarte uns eine Oase der Erholung, in Terrassen angelegte Sitzgruppen mit einer Outdoorküche und unfassbar vielen Blumen und Grün wohin das Auge schaute. Es war so toll. Die Gastgeberin fragte uns, ob wir einen Kaffee möchten. Gerne würden wir die Einladung annehmen, aber wir haben kein Geld und Kartenzahlung ist auch hier nicht möglich. Dann gab sie uns den letzten Kaffee kurzerhand umsonst. Wir kamen schnell ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie keine Einheimische ist. Sie ist Schriftstellerin und macht Kräuterwanderungen und Kochkurse und engagiert sich in der Gemeinde. Sie hörte sich unsere Geschichte fassungslos an und schnell stellten wir fest, dass sich die Leute auch untereinander gut kennen. Leider bestätigte sie uns unseren Verdacht, dass nicht alle Einheimischen mit dem aufkommenden Wandertourismus einverstanden sind. Das ist wirklich sehr schade und hinterlässt ein faden Beigeschmack. Wir schnacken noch ein Weilchen und dann wird's aber wirklich Zeit für uns, den letzten Abschnitt des Tages anzugehen. Die letzten 5 km zum auslaufen.

Wir hatten uns dazu entschieden direkt nach Kaub zu laufen statt nach Lorch und dazu ging es über die  Straße, was für mein Knie eine Wohltat war. Auf dem Abstieg nach Kaub nahmen wir zwischen den Wipfeln noch einen glühenden Sonnenuntergang mit. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit treffen wir 20:30 in Kaub ein. Aus Kirstens Liste hatten wir uns für das Zollhaus in direkter Nachbarschaft der Herberge entschieden. Es saßen ein paar Leute im Biergarten, er war aber nicht übermäßig voll. Leider wurde unsere Anfrage direkt abgeschmettert, wir hätten schließlich nicht reserviert und so mussten wir auch dieses Mal wieder hungrig weiterziehen. Schnell noch einmal Kirsten kontaktiert und sie empfahl und das Bistro am Markt. Wir machten uns auf den Weg, im Augenwinkel vernahm ich eine Bank, aber erst mussten wir zum Bistro. Die erste Frage, ob wir was zu essen bekommen, wurde bejaht und man will es kaum glauben, aber auch eine Kartenzahlung ist möglich. Unfassbar, wir fühlen uns wie im Schlaraffenland. Das wird mit einem Trester gefeiert und mit Flammkuchen und Hirtenkäse schlagen wir uns den Bauch voll und genießen in vollen Zügen unseren Tourabschluss. Willkommen in der Zivilisation. Später kam Kirsten noch auf einen Wein dazu und wir schnackten noch etwas über die vergangene Zeit und unsere Erfahrungen. Das war ein sehr netter Abend. Auf dem Weg zu Kirsten wollte ich noch schnell an der Bank stoppen, aber nein, Bargeld gibt's nicht, der Automat ist kaputt. In unserer Wohnung machten wir es uns gemütlich und nach einem Schlaftrunk ging es in eine nicht sonderlich gute Nacht.












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