Tag 1 Kemel - Strüth 03.09.21 (26 km)

07:00 Uhr klingelte der Wecker. Schnell aus den Federn gehüpft, auf dem Weg zum Auto beim Bäcker einen kurzen Stopp eingelegt und schon saßen wir im Auto von Wiesbaden nach Kaub. Wir fuhren die 50 km schön am Rhein entlang, mit fantastischen Aussichten und einer Fährüberfahrt. Punkt 09:00 Uhr parkten wir Chantal bei Kirsten vor der Tür. Schnell packten wir die Rucksäcke um und setzten mit Kirsten unsere Fahrt nach Kemel fort. Unterwegs schnackten wir viel und freuten uns schon auf den letzten Abend bei ihr. Sie ließ uns dann in Kemel am Rewe raus. Wir kauften für den ersten Tag ein und das erste Pilgermenü gab es direkt auf dem Rewe Parkplatz, bevor wir unsere Tour offiziell starteten, allerdings schon zu fortgeschrittener Stunde, wie wir schnell feststellten.

Auf den ersten Kilometern holten uns noch drei junge Männer ein, die auch den Trail gelaufen sind. Das waren auch die Einzigen, die wir getroffen haben. In der Hexenmühle hatten wir dann zu Mittag die Gelegenheit einzukehren und nach einem Pilgermenü machten wir uns wieder auf den Weg. Wir waren doch erstaunt, wie wenig Höhenmeter wir die ersten Stunden machten. Aber uns war schon klar, dass da noch was kommen wird. Der Trail ist wirklich toll, sehr gut ausgeschildert und mit vielen Bänken zum verweilen bestückt, die größtenteils einen fantastischen Ausblick boten. Nach einer ausgiebigen Pause ging es dann los, immer wieder ganz nach oben und wieder ganz nach unten, um einen Bach zu queren, immer an der Wisper entlang. Oben schöne Ausblicke in die Ferne  und unten verwunschene Täler mit tollen Gebirgsformationen. Für einen kleinen selbstgemachten Likör gab es auch noch eine Pause und dann gaben wir Gas, denn wir wollten unbedingt zum Abendessen am Ziel sein.

Dafür entschieden wir uns für eine fatale Streckenänderung, denn an der Hauptstraße hatten wir die Möglichkeit zum Etappenziel nach Espenschied zu wandern oder aber entgegengesetzt direkt nach Strüth in unsere Unterkunft. Da es schon spät war, entschieden wir uns für Strüth, denn wir haben direkt gegenüber der Unterkunft ein Gasthaus namens "Die Maus" im Internet gefunden, mit sehr netter Bewertung. Damit das ganze schneller geht, entschieden wir drei Autos abzuwarten und den Daumen rauszuhalten, bevor wir laufen. Das ganze hat super geklappt. Ein sehr netter Herr im besten Alter sammelte uns ein und warf uns vor der Herberge wieder raus. Er freute sich über unsere Dankbarkeit.

Der erste Eindruck der Herberge war erst einmal ernüchternd. Ziemlich in die Jahre gekommen und wir hatten Bedenken, dass der feuchte Geruch auch in unsere Betten gekrochen sein könnte. Das war aber nicht so. Es gab ordentliche Doppelstockbetten, ein sauberes Bad und sogar eine kleine Singleküche im Zimmer, was allerdings ein bisl verwunderlich war. Jetzt aber schnell in die Maus. Der Dorfkurg war sehr nett im Internet beschrieben, mit leckeren Gerichten auf der Karte. Da wir uns die letzten Stunden schon ausmalten, was wir essen möchten, von Bratkartoffeln mit Spiegelei, über Klöse, Salat und Fisch, kam uns das ganz gelegen. Aber nein, es gab gar nix zu essen in der Maus, denn man muss in der Maus reservieren, wenn man in der Woche essen will. Aber wie soll man das denn als Wanderer machen, wenn man gar nicht weiß, wann man ankommt?

Allerdings, der Eindruck der Kneipe von Innen sorgte schnell dafür, dass wir das nicht bedauerten. Der Laden war irgendwie aus den 70ern, muffig und Hygiene spielte auch nicht die tragende Rolle. Nun ja, nach dieser barschen Abfuhr, brachten wir nur noch die Bestellung von zwei Bier heraus und waren einfach nur sprachlos. Was wir nicht wussten, das sollte erst der Anfang sein. Während wir so überlegten, wie wir an Essen kommen, weil wir wirklich großen Hunger hatten, viel uns Berliner Persico ins Auge. Na was das wohl ist. Wir probierten und fanden die schwarze Johannisbeere sehr lecker. Und so fanden noch ein paar dieser kleinen Freunde zu uns. Unser nächste Plan war, per Anhalter nach Espenschied zu fahren. Dort gab es noch Restaurants. Der Wirt kam uns aber zuvor und bot uns an, ein Taxi zu rufen. Die gute Frau würde uns zu einem guten Kurs fahren und in Espenschied sollte es auch noch was zu essen und zu trinken geben.

Die Wartezeit bis zum Taxi verkürzten wir mit einem Persico. Die gute Frau sammelte uns ein und brachte uns in die Linde nach Espenschied, für 9€, wir gaben einen 10er und freuten uns auf's Essen. Die Linde sah sehr nett aus, mit Biergarten und kleiner Wirtschaft. Wir wollten aber gerne draußen sitzen und deshalb fragten wir eine kleine Gruppe Jugendlicher am Tisch, ob es noch was zu Essen gibt. NEIN, es gibt nichts mehr. Zuerst vermuteten wir einen Scherz, aber dem war nicht so. Das ist nicht wahr. Wir sind umsonst nach Espenschied gefahren. Nachdem wir vergeblich 20 Minuten oder mehr auf eine verschollene Bedienung warteten und auch am Tresen niemand weit und breit zu sehen war, fingen wir wieder an zu überlegen, wie wir an Essen kommen.

Die jungen Leute hörten uns zu und dann kam Maja unsere Retterin mit einer super Idee. Denn sie holte uns von daheim eine große Packung Miracoli und der Abend war gerettet. Tja nur leider konnten wir auch kein Taxi rufen, da es kein Handynetz gab. Ein junger Mann rief uns dann wieder unsere Taxifahrerin. Währenddessen, als wir gar nicht mehr damit rechneten, kam plötzlich eine Bedienung aus dem Wirtshaus und eröffnete uns barsch, dass es hier heute nichts mehr gibt, weder was zu trinken und schon gar nicht zu essen. Wir sahen uns an und waren einfach nur sprachlos. Als Dankeschön wollten wir die jungen Leute auf einen Drink einladen, aber ach ja, es gibt ja nichts mehr. Nun gut, sie werden die 10€ sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch einlösen können.

Die nette Taxifahrerin fuhr uns wieder nach Hause und hörte sich unsere Fassungslosigkeit an. Auch sie konnte kaum glauben, was sie da hörte und versprach uns, das ganze noch einmal anzusprechen, da man sich ja hier kennt. So kann man nicht mit Touristen umgehen. Sie bekam wieder nen 10er, so dass wir für 30€ eine Packung Miracoli erbeutet hatten. Leider sollte sich unser großzügiger Umgang mit unserem Bargeld auch zeitnah rächen, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jetzt wussten wir die Singleküche im Zimmer sehr zu schätzen und Gabi zauberte uns die leckersten Tütenspaghetti ever. Es gab vegetarisch, wir konnten heiß duschen und uns einen leckeren Schatz gönnen und dann ging es ab ins Bett. Was ein aufregender Tag - gute Nacht Freunde!















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